Pläne nicht umsetzen – Statement der Orte Kirchlichen Lebens

Foto: Peter Weidemann [Pfarrbriefservice.de]

Für die Menschen sind die Gemeinden der Pfarrei Zu den Lübecker Märtyrern wichtige Bezugspunkte, sie sind „Kirche vor Ort“. Neben den Kirchengemeinden prägt aber eine große Vielfalt von Einrichtungen, Verbänden und weiteren Orten Kirchlichen Lebens die Katholische Kirche in und um Lübeck. Die Verantwortlichen dieser Einrichtungen und Verbände haben sich mit der kritischen Situation des Marien-Krankenhauses geschäftigt und geben das folgende Statement dazu ab:

„Erschrocken nehmen die Verantwortlichen aus den „Orten kirchlichen Lebens“ in Lübeck die Pläne zur Schließung des Marien-Krankenhauses in Lübeck wahr.

Besonders empört uns dabei, dass es vorab keinerlei Informationen und Rücksprachen mit den betroffenen Mitarbeitenden des Hauses gab. Wir hätten erwartet, dass die Situation vor Ort im Vorwege erläutert wird, Ideen einbezogen werden und diese nicht erst aus der Presse von den schwer wiegenden Entscheidungen erfahren.

Mit dem Verlust dieser medizinischen Einrichtung im Zentrum der Stadt, verliert das katholische Leben in Lübeck eines seiner wichtigsten Aushängeschilder, weil es – wie kein anderes Krankenhaus in Lübeck – für christliche Werte und eine menschennahe Ausrichtung steht.

In diesem Haus erleben Menschen in Ausnahme- und Krisensituationen seit mehr als 100 Jahren Begegnung, Beratung, Behandlung, und Begleitung – und das in besonders fürsorglicher und warmherziger Weise. Sowohl Patienten als auch Angehörige fühlen sich wahrgenommen und willkommen. Sie finden Ansprechpartner, die gerade bei Erkrankungen, in denen viele verunsichert sind und Angst haben, zuhören, trösten und ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben.

Das Marien-Krankenhaus liegt zentral, ist durch öffentliche Verkehrsmittel gut erreichbar, hat aber auch Parkplätze direkt vor der Eingangstür, so dass es auch für ältere und gehandicapte Menschen möglich ist, Erkrankte zu besuchen, weil die Zugänge gut, die Wege kurz sind und das Gesamtgebäude überschaubar ist.

Von jungen Familien bis zu Hochbetagten wird an dieser Institution die menschliche Wärme geschätzt, die von allen Mitarbeitenden selbstverständlich gelebt wird und die, vor allem in dieser Zeit, wieder so wertvoll geworden ist.

Vertrautheit, Vorhersehbarkeit und eine daraus folgende Sicherheit in besonderen Lebens-lagen, bieten außerdem die Belegärzte, die manche ihrer Patienten bereits lange kennen und sich, aufgrund der Nähe zu diesen und dem Krankenhaus, ganz bewusst für die Lübecker Innenstadt als Praxisstandort entschieden haben. Besser denn je funktioniert und finanziert sich dieses System und es sollte nicht nur weiterhin Bestand haben, sondern zukünftig weiter forciert werden.

Viele Lübecker wählen IHREN Arzt schon im Vorwege unter dem Aspekt aus, dass dieser „wenn mal was ist“ Belegbetten in einem Krankenhaus hat. Wunsch dabei ist, NICHT großen Kliniken ausgeliefert sein zu wollen, die schon aufgrund Ihrer Größe Respekt einflößen. Diese können nämlich gar nicht vermeiden, dass Patienten immer wieder anderen Gesichter in der ärztlichen und pflegerischen Betreuung begegnen und sich in einem großen System nur als ganz kleines Rad fühlen, dessen Krankheits- bzw. Genesungsverlauf nicht adäquat begleitet wird.

Wir können nicht nachvollziehen, dass die oben genannten Wünsche und Bedürfnisse mit der Zuordnung des Marien-Krankenhauses an das UKSH ignoriert werden und kritisieren, dass man sowohl die Aspekte der Patienten als auch die der Mitarbeitenden nicht ausreichend berücksichtigt hat.

Was im Marien-Krankenhaus geleistet wird, ist Ausdruck der christlichen Haltung, die auch in den anderen katholischen Orten kirchlichen Lebens das Leitbild bestimmt. Dass der offene, transparente und mitbestimmende Charakter, den wir in unseren Einrichtungen zu pflegen versuchen, keine Rolle im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen im Marien-Krankenhaus spielte, wird von uns scharf kritisiert und ist nicht akzeptabel. Wir fordern DRINGEND dazu auf die jetzigen Pläne NICHT umzusetzen, sondern die Privatheit des kleinen Hauses mit allen benannten Vorteilen aufrecht zu erhalten.“