Wort zum Sonntag in den Lübecker Nachrichten am 12.03.2023
von Pastor Peter Otto
Mittwoch war Weltfrauentag. Soll ich besser nichts zum Weltfrauentag sagen, weil ich ein Mann bin? Oder sag ich was, obwohl ich ein Mann bin? „Du hast keine Chance. Also nutze sie.“ – denk ich mir und fang mal an.
In der Bibel lese ich, dass die Frau aus der Rippe des Mannes erschaffen worden ist. Ich hör schon die Proteste: „Unerträglich. Dieser antiquierte Text, der die Herrschaft des Mannes über die Frau rechtfertigen soll.“ Wenn man es so liest, stimmt das. Aber ich habe im Theologiestudium einen ganz anderen Zugang zu diesem Text bekommen.
Gott schafft den ersten Menschen und setzt ihn ins Paradies. Schön. Aber da man da allein ist, ist das auf Dauer auch nichts. Das merkt auch Gott und sagt „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.“ Eine Lebens-Hilfe. Damit das Leben gelingt. Also erschafft Gott die Tiere. Hund und Katze sind für manche Menschen eine gute Lebenshilfe. „Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht.“, sagt die Bibel. Dann macht Gott einen zweiten Menschen – eben aus der Rippe des ersten.
Hocherfreut stellt der erste Mensch jetzt fest: „Das ist (…) Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden, denn vom Mann ist sie genommen.“ Hier versagt leider die deutsche Übersetzung. Mann und Frau sind verschiede Worte. Im Hebräischen heißt es: „Ischa soll sie heißen, denn vom Isch ist sie genommen.“ Die Worte Frau und Mann haben in der Ursprache der Bibel, also im hebräischen, die gleiche Sprachwurzel. So drückt die Bibel die Gleichwertigkeit von Frau und Mann aus.